Rainer Wachtstetter: ein Winzer aus dem Zabergäu begeisterte mit seinen Weinen

Beim Februartreffen der Weinheimer Weingilde wurde wieder einmal deutlich, dass Wissen, Qualitätsdenken, Kreativität und Einsatz zu wunderbaren Weinen führen können. Der Familienbetrieb Wachtstetter, der 20 Hektar Weinberge in und um das etwa 25 km östlich von Bretten gelegene Pfaffenhofen im Ertrag hat und seit 2009 Mitglied im VDP ist, präsentierte sich mit drei Weiß- und fünf Rotweinen, wobei mit einem Trollinger und vier Lemberger-Weinen der Weinregion Württemberg Referenz erwiesen wurde, in deren westlichsten Zipfel das auch als schwäbische Toskana bezeichnete Zabergäu liegt. Das Verhältnis weiß:rot spiegelt den Schwerpunkt des Betriebs wieder, der zwar nicht mehr wie früher zu 85% Rotweinsorten anbaut, aber immerhin noch zu 60%.

Rainer Wachtstetter ist die erste Generation, die den Betrieb, den sein Großvater mütterlicherseits gegründet hat, ausschließlich als Weingut führt. Die Rebstöcke stehen alle in nach Süden ausgerichteten Hanglagen am Heuchelberg, zum Teil mit einer Neigung von 60%, und da werden in den oberen Bereichen vor allem die Weißweinsorten angebaut, weil die es gerne etwas kühler haben. Die Familie hat sich für den biologischen Weinanbau entschieden, und beim Jahrgang 2023 darf zum ersten Mal „biozertifiziert“ auf den Flaschen stehen. Wachtstetters Credo ist: Die Qualität entsteht im Weinberg, und sie darf durch die Lese und die Vinifizierung nicht kaputt gemacht werden. Also werden alle Trauben per Hand gelesen, nur ganz vorsichtig angepresst, bleiben dann auch bei den Weißweinen wenigstens einige Stunden als Maische stehen, und man wartet geduldig, bis die Spontangärung einsetzt. Die Gärung und zum Teil auch der Ausbau passieren in Holzfässern, wobei die Lagerzeit bis zu 24 Monaten betragen kann. Je nach Qualitätsstufe schließt sich daran noch eine mehrmonatige Lagerung auf der Flasche an, bevor die Weine endlich in den Verkauf gehen. Die rund 140000 Flaschen, die im Jahr gefüllt werden, werden zu etwa 60% direkt am Weingut verkauft.

Gleich beim ersten Wein, einer Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay gab es eine Überraschung: Der Chardonnay stammte zum Teil von 35 Jahre alten Rebstöcken, obwohl das Weingut erst seit wenigen Jahren Chardonnay anbaut. Das ist möglich, weil in einer Anlage gepfropfte Dornfelder-Reben, die sehr stark durch Essigfliegen befallen werden, durch Chardonnay-Reben ersetzt wurden, was ja am Alter der Wurzelstöcke nichts ändert.

Drei der verkosteten Weine trugen Namen aus der Familie – die von zwei der drei Kinder, Felix und Anna, und den des Gründers, Ernst Combé. Am größten war das Staunen beim ersten Rotwein, einem Trollinger von 35 Jahre alten Rebstöcken. Wachtstetter meinte dazu, er möchte mit diesem Wein zeigen, dass auch aus dieser Sorte, die im Übrigen identisch mit dem Südtiroler Vernatsch ist, ein guter Tropfen gemacht werden kann, wenn man ihr genügend Sonne bietet und eine strenge Ertragsreduktion vornimmt. Die nur schwach rote Farbe erklärte er damit, dass die Trollinger-Beeren sehr groß sind und es damit einfach weniger Farbe im Most gibt, da diese ja nur in der Beerenhaut stecke.

Alle Weine und die vielen Erläuterungen und Erzählungen von Rainer Wachtstetter kamen ausgezeichnet an, und dann überraschte Wachtstetter noch mit einem Wein, der nicht auf der ausgeteilten Weinliste stand: Er hatte als „Gastgeschenk“ zwei Magnumflaschen eines Lemberger Großen Gewächses aus dem Jahr 2012 mitgebracht, das aus der gleichen Parzelle stammte wie das unmittelbar davor genossene Große Gewächs von 2018. Beim direkten Vergleich konnte man die Änderungen während der Alterung eines großen Weines nachempfinden.

Mit großem, langanhaltendem Applaus wurde Rainer Wachtstetter für seinen Besuch gedankt.

Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.

Verkostete Weine

2022Weißburgunder & Chardonnay
trocken
2022Anna Riesling trocken
Pfaffenhofen
2021Grauburgunder trocken
Pfaffenhofener Hohenberg
2021Trollinger Alte Reben trocken
Pfaffenhofen
2021Felix Lemberger trocken
Pfaffenhofen
2019Lemberger Ernst Combé trocken
Pfaffenhofener Hohenberg
2018SPITZENBERG Lemberger GG