Mit vielen humorvollen Bemerkungen sorgte Udo Weber, studierter Weinbautechniker, bei der Präsentation seiner Weine im Mai dafür, dass nicht nur wegen der leckeren Weine eine sehr gute Stimmung herrschte.
Das Weber’sche Familienweingut besteht seit 1732 und wurde 1974 von Udo Webers Vater auf die Weinerzeugung als einziges Tätigkeitsfeld reduziert. Seitdem stieg die bewirtschaftete Fläche von 2,5 auf 18 Hektar.
Die Zukunft des Weinguts in Familienhand ist gesichert, denn schon seit einigen Jahren hat die Tochter Laura als elfte Generation das Weingut offiziell übernommen, genießt aber weiterhin die Unterstützung ihrer Eltern. Nach ihrem Abitur 2012 war sie durch mehrere Weinländer gereist, wobei auf der ersten Station – Australien – ihr Entschluss reifte, das elterliche Weingut weiterzuführen, weshalb sie in den folgenden Ländern (unter anderem Österreich und Deutschland) bei mehreren Winzerbetrieben Praktika absolvierte. Trotz ihrer Tätigkeit als Nahe-Weinkönigin 2014/2015 schloss sie 2016 ihr Studium in Geisenheim erfolgreich ab.
Um die Schwerpunkte Burgunder- und Rieslingweine gut präsentieren zu können, wurden an diesem Abend nur Weißweine ausgeschenkt. Den Anfang machte eine 2:1-Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay von 2024, die wegen ihrer Jugend noch etwas kantig war, sich aber durchaus als angenehmer Trinkwein empfahl. Beim zweiten Wein, einem Chardonnay von 2023, erzählte Udo Weber, dass sie bei den Burgundersorten auf Klone aus dem Burgund setzen, denn deren kleinere Trauben liefern konzentrierte Weine als beispielsweise die großen Trauben der Champagner-Klone, und dass sie beim Traubenpressen mit sehr wenig Druck arbeiten, weil sie bitterstoffarme Weine erzeugen möchten.
Eine Erfahrung, die ihn zu einer eher kritischen Einstellung gegenüber professionellen Weinverkostungen brachte, schilderte er so: Einmal sollten dreißig Winzer zehn verschiedene Weine beurteilen, und als alle ihre Urteile abgegeben hatten, stellte sich heraus, dass es sich nur um drei verschiedene Weine gehandelt hatte. Die Proben eines Weines unterschieden sich ausschließlich in der Temperatur.
Die weiteren fünf Weine des Abends waren von 2022, was die Philosophie des Betriebs illustriert, Weinen mehr Zeit zum Reifen zu lassen, bis sie in den Verkauf kommen. Der erste, ein Grauburgunder S, war bis August 2023 im großen Holzfass gelegen, wobei die Hefe immer wieder aufgerührt wurde. Zum Thema „bio“ gab es selbstverständlich auch eine Aussage: Sie gehören seit mehr als dreißig Jahren einem Winzerzusammenschluss an, der statt Insektizide zu spritzen Pheromonfallen aufhängt, um den Traubenwickler zu bekämpfen. Damit ist es möglich, auch Blühpflanzen zwischen den Rebzeilen zu setzen, die für eine große Insektenvielfalt sorgen, was beispielsweise im Projekt Bienengärtchen umgesetzt wird. Vor den abschließenden drei Rieslingweinen – die Rebsorte dominiert im Weingut mit 50% – gab es noch einen Chardonnay, der teilweise in gebrauchten Barrique- und teilweise in großen Holzfässern ausgebaut worden war. Er gehört eindeutig zu den Chardonnays, denen das Holz eine feine Note verleiht, sie aber nicht dominiert.
Der Riesling S aus der Steillage Frühlingsplätzchen wurde aufwendig selektiert. Erst wurden nur die untersten Trauben geerntet, denn diese Trauben blühen später, wenn es nachts noch kälter ist. Sie sind daher lockerbeeriger und damit weniger krankheitsanfällig. Das Aroma dieses Weines weist deutlich auf den rotliegenden Boden hin, auf dem die Rebstöcke im Frühlingsplätzchen stehen.
Die Lage auf der Ley, von der die Trauben des zweiten Rieslings kamen, wurde von Laura Weber rekultiviert, was bei ihrem Vater zunächst auf Unverständnis stieß, denn der Weinanbau bei einer Hangneigung von rund 60% ist sehr zeit- und personalaufwendig, weshalb Udo Weber davon ausgeht, dass in den nächsten Jahren viele Betriebe ihre Steillagen aufgeben werden. Der Auf-der-Ley-Riesling ist mit seiner Lesemenge von nur 3 Hektoliter pro Hektar ein phantastischer, hochkonzentrierter Wein. Den Abschluss bildete ein Roter Riesling vom Bienengärtchen, dessen Charakter ganz anders war als der des Auf-der-Ley-Rieslings. Die Rebsorte ist eine säureärmere Variante des weißen Rieslings, was es bei vielen anderen Rebsorten auch gibt. Aus der Verwandtschaftsanalyse schloss man ursprünglich, dass der rote Riesling die ältere Sorte ist, doch heute geht man davon aus, dass der weiße Riesling älter ist.
Mit großem Applaus wurde Udo Weber verabschiedet. Er bedankte sich für das große Interesse und lud zur Jahrgangspräsentation in Monzingen am 29. Mai und 1. Juni ein.
Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.
Verkostete Weine
2024 | Weißburgunder & Chardonnay vom Rotliegenden, trocken |
2023 | Chardonnay vom Löss-Lehm, trocken |
2022 | Grauburgunder S Frühlingsplätzchen, trocken |
2022 | Chardonnay No. 5, Edition L trocken |
2022 | Riesling S Frühlingsplätzchen, trocken |
2022 | Riesling auf der Ley Frühlingsplätzchen, trocken |
2022 | Roter Riesling Bienengärtchen, trocken |