Im Juni kam Christian Bernhardt vom Weingut Nova Palatina zur Weingilde, um das Weingut aus Ellerstadt vorzustellen, in dem er seit 2022 zusammen mit Rüdiger Hammann Weine erzeugt. Die beiden hatten knapp zwei Jahre nur wenige hundert Meter voneinander entfernt gearbeitet: Bernhardt im elterlichen Betrieb, den er seit dem überraschenden Tod seines Vaters 2011 sukzessive von einem Nebenerwerbsweingut in einen Betrieb umbaute, in dem er seine Vorstellungen des Weinmachens verwirklichen kann, und Hammann in einer Privatkellerei, in der er Trauben von Winzern kaufte und in Wein „verwandelte“.
Zum Namen des Weinguts, das 12 Hektar bewirtschaftet, von denen 9 Hektar im vollen Ertrag stehen, erklärte Christian Bernhardt, dass er Heimatverbundenheit und Traditionsbewusstsein ebenso wie die Offenheit für Neues widerspiegeln soll. Auch erwähnte er, dass sie sehr erfolgreich Veranstaltungen im Weingut anbieten, und der Vereinsvorsitzende beschrieb die Örtlichkeit als wirklich attraktiv für eine kulinarische Weinprobe.

Zu verkosten gab es Weine der Jahrgänge 2020-2023, was schon einen Ansatz des Betriebs verdeutlicht: Sie lassen ihre Weine lange auf der Hefe reifen, statt sie so schnell wie möglich in den Verkauf zu bringen. Weitere Prinzipien sind: Weißweine werden meist im Edelstahltank ausgebaut, da so die Frucht besser erhalten bleibt, Rotweine immer im Holzfass; Weißweine müssen nicht knochentrocken sein, Rotweine dagegen schon; bei Weißweinen wird durchaus mit unterschiedlichen Reinzuchthefen experimentiert, z.B. um sicherzustellen, dass der Wein weit genug durchgärt; Weißweine werden einmal – beim Abfüllen – filtriert, um ein Nachgären in der Flasche auszuschließen, Rotweine werden unfiltriert gefüllt, weil sie zuvor so lange auf der Hefe gelegen haben, dass keine Reaktionen in der Flasche mehr zu befürchten sind; vor der Lese mit dem Vollernter wird eine negative Vorlese per Hand durchgeführt, denn nur so kann mit einer sehr kleinen Mannschaft gutes Lesegut gewonnen werden.

Eröffnet wurde der Abend mit einem Sauvignon Blanc von 2023, dem ersten Jahr, in dem sie aus dieser Rebsorte Wein erzeugt haben, der eine angenehm dezente Sauvignon Blanc-Note aufwies. Ihm folgte eine Riesling-Lagencuvée von 2021, einem wegen des eher kühlen, feuchten Sommers guten Rieslingjahr, denn so konnten die Trauben so langsam reifen, wie es für die Entwicklung des typischen Rieslingcharakters notwendig ist. Mit dem folgenden Wein wurde die Burgunderreihe eröffnet: Es war ein Weißburgunder von 2022, nach Berhardts Aussage der leichtere, fruchtigere Typ der Burgunderfamilie, was durchaus nachvollziehbar war. Beim anschließenden Chardonnay von 2021 waren 25% in 500-Liter-Hozfässern ausgebaut worden, damit die Säure im fertigen Wein gut eingebunden ist. Hier ging Bernhardt auf die möglichen Quellen für die Eichenfässer ein und äußerte die Vermutung, dass Frankreich bald durch Slowenien und Kroatien verdrängt werden könne, denn dort gäbe es noch reich langsam gewachsene alte Eichen, während ihr Bestand in Frankreich stark abgenommen hat. Amerikanische Eiche dagegen ist für ihn kein Ersatz für die französische, und deutsche Eiche ist wegen des Mangels an alten Eichen sehr teuer.
Nun folgte ein Spätburgunder-Blanc de Noir von 2023, der in Bernhardts Worten „nicht schwach auf der Brust“ war, weil der Saft durch Ganztraubenpressung mit geringem Druck gewonnen wurde. Für einen Blanc de Noir entnehmen sie aus jedem Rebstock ein bis zwei Trauben, was der weiteren Entwicklung der Trauben für den Rotwein gut tut.
Abgeschlossen wurde der Abend mit zwei Weinen, die den Namenszusatz „Black Edition“ führen, den sie für Weine verwenden, die aus einer Einzellage oder einem einzelnen Fass stammen und wegen ihrer außergewöhnlichen Charakteristik separat gefüllt werden: ein Riesling von 2022 und ein Syrah Barrique von 2020. Der Riesling stammte von ihrer ältesten Lage in Dackenheim, wurde spontan angegoren und lag etwa 10 Monate auf der Hefe. Das gab einen doch deutlich markanteren Wein, als es der zweite Wein war. Für den letzten Wein konnten sie 2020 gerade so viel lesen, dass sie ein Barrique-Fass damit füllen konnten. Da es eine junge Rebanlage und der Boden ziemlich trocken ist, bestand hier noch nicht die beim Syrah bekannte Gefahr, dass die Trauben sehr groß werden, was der Qualität des Weins nicht zuträglich ist. Der Wein wies nach seinen rund 20 Monaten im Fass eine tolle Aromatik auf und rundete den Abend erfolgreich ab. Mit einem herzlichen Applaus wurde Christian Bernhardt verabschiedet.
Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.
Verkostete Weine
2023 | Sauvignon Blanc, trocken |
2021 | Riesling, trocken |
2022 | Weißburgunder, trocken |
2021 | Chardonnay, trocken |
2023 | Blanc de Noir |
2022 | „Black Edition“ Riesling, trocken |
2020 | „Black Edition“ Syrah Barrique, trocken |