Freya Lichti aus Herxheim am Berg war der Juli-Gast der Weinheimer Weingilde

Problem gelöst – Abend gerettet

Der Abend begann mit einer unschönen Überraschung: Ausgerechnet an einem sehr heißen Tag waren die für die Verkostung vorgesehenen Weißweine versehentlich nicht kalt gestellt worden. Doch Freya Lichti vom Weingut lichti & astroh ließ sich nicht aus der Fassung bringen: „Dann fangen wir halt mit den beiden Rotweinen an, lassen den Orange-Wein folgen und schließen mit den Weißweinen in der geplanten Reihenfolge ab. So haben die Weißweine genug Zeit, um auf die richtige Trinktemperatur gekühlt zu werden.

Also kam als Erstes ein Spätburgunder aus der warmen Laumersheimer Lage Kirschgarten von 2020 ins Glas. Er zeigte sehr schön, wie es dem Weingut von Freya Lichti und Alexander Strohschneider gelingt, durch frühe Lese auch aus dieser Lage einen fruchtigen, filigranen Wein zu erzeugen. Ihm folgte eine Rotwein-Cuvée, deren Zusammensetzung – 72% Merlot und 28% Sankt Laurent – eine Referenz an den internationalen Weingeschmack ist. Ihren Namen Laudanum, verdankt sie einer alten Bezeichnung für eine alkoholische Lösung von Opium, die bis in das frühe 19. Jahrhundert unter anderem als beruhigendes Medikament verwendet wurde.

Beim Orange-Wein der feinen Art erklärte Lichti, dass die Cuvée aus Scheurebe, Sauvignon Blanc und Grauburgunder beim Ausbau im Keller wie ein Rotwein behandelt wird: Die ganzen (entrappten) Beeren werden etwa zwei Wochen auf der Maische vergoren, bevor der Most im Holzfass reifen darf. Ihren Orange-Wein trinkt Freya Lichti besonders gerne zu vegetarischen Gemüsegerichten.

Zwischendurch gab es natürlich auch Informationen über das Weingut, die hier stichwortartig zusammengefasst seien: Die ersten Schritte als Winzer machten sie und ihr Mann im Laumersheimer Weingut der Eltern von Freya Lichti, von wo sie auch heute noch einen Teil ihrer Trauben beziehen, 2022 kamen dann der Umzug nach Herxheim am Berg und das Pachten von zehn Hektar in Leistadt in den ersten beiden Gründungsjahren. Sofort wurde man auch Mitglied bei ECOVIN und verschrieb sich Prinzipien wie dem ökologischen Weinbau, langer Reifezeit der Lagenweine (Rotwein mindestens 18 und Weißwein 12 Monate in gebrauchten Holzfässern), Spontangärung, möglichst wenigen Eingriffen im Keller, unfiltriertem Abfüllen.

Den ersten Weißwein, einen Riesling „Kalkstein“, begrüßte der Vereinsvorsitzende Siegfried Weber als 4444. Probe, die in der Weingilde seit ihrer Gründung 1973 verkostet würde. Eine Zahl, die merkliche Verwunderung auslöste. Freya Lichti merkte bei diesem Wein an, dass sie alle ihre Weine unfiltriert abfüllen und die meisten Weißweine als Landwein verkaufen. Das bedeutet aber auch, dass sie keine Lagenangaben machen dürfen. Da sie Ihren Direktkunden die Lage ja trotzdem nennen können, kommen sie mit der Lösung gut zurecht.

Es folgte ein Bio-Riesling von 2022, dessen Trauben von 40 Jahre alten Rebstöcken stammen, was dem Wein viel Kraft verlieh. Vom vorletzten Wein, einem Silvaner, wird es nur noch einen 2024er Jahrgang geben, denn inzwischen wurden die Silvaner-Stöcke gerodet, um den Platz für besser in den Betrieb passende Sorten zu nutzen.

Den Abschluss eines gelungenen und trotz der Hitze gut besuchten Gildeabends bildete ein Weißburgunder von 2020, der zwei Jahre im Holz reifen durfte und durch große Power überzeugte. Lichti empfahl ihn als tollen Essensbegleiter. Mit einem Blumenstrauß und großem Applaus wurde Freya Lichti verabschiedet.

Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.

Verkostete Weine

2020Spätburgunder „Kirschgarten“, trocken
 Laudanum Cuvée rot, trocken
2023Or_ratio, Orangewein, trocken
2023Riesling „Kalkstein“, trocken
2022Riesling (k), trocken BIO
2023Silvaner „Kalkstein“, trocken
2020Weißburgunder (k), trocken