Die Weinheimer Weingilde nutzt die Zeit der Weinlese, in der kein Winzer für einen Besuch des Vereins gewonnen werden kann, für einen Pflichttermin: die Mitgliederversammlung für das Vorjahr.
In diesem Jahr standen keine Vorstandswahlen an, so dass die Versammlung die üblichen Punkte zügig abarbeiten konnte: Durchschnittlich 38 Besucher an den Gildeabenden im Jahr 2024 belegten die Attraktivität der Weinabende. Das finanzielle Ergebnis für 2024 war zufriedenstellend – ein kleiner Rückgang des Geldvermögens gegenüber dem Vorjahr konnte mit einem vermehrten Weineinkauf für künftige Weinproben nachvollziehbar erklärt werden. Damit die Weingilde 2026 – anders als 2025 – wieder den traditionellen Augustausflug anbieten kann, wurden die Mitglieder um Vorschläge für attraktive Ziele gebeten.
Doch die Mitgliederversammlung der Weingilde ist nicht nur Pflicht, sondern dient auch dem Vereinszweck. Daher präsentierte das Vorstandsmitglied Jens Zepp Weine aus der Weinregion Sachsen. Die vorgestellten Erzeugerbetriebe waren Schloss Wackerbarth, das dem sächsischen Staat gehört, Rothes Gut Meißen by Tim Strasser und Schloss Proschwitz, die alle im Elbtal zu Hause sind.
Das Weinanbaugebiet Sachsen ist mit 522 Hektar, darunter 50% Steillagen, das zweitkleinste Anbaugebiet nach der Hessischen Bergstraße, kann auf eine sehr lange Weinbautradition zurückblicken, denn mindestens seit 1161 wird dort Wein angebaut, und seine Hauptrebsorte ist der Riesling. Seine Steillagen werden anders als in anderen deutschen Weinregionen noch sehr intensiv für Rebanlagen genutzt, obwohl die Arbeit in den Steillagen enorm zeit- und personalintensiv ist.
Zu Beginn gab es den Sekt Hommage 1836 von Schloss Wackerbarth. Dies, erklärte Jens Zepp, ist das Gründungsjahr einer Sektkellerei in Radebeul, die zu DDR-Zeiten in die viel jüngere Sektkellerei von Schloss Wackerbarth integriert wurde. Dadurch kann sich Schloss Wackerbarth mit dem Titel „zweitälteste Sektkellerei Deutschlands“ schmücken. Das zweite verkostete Produkt war hier ein Weißburgunder, der von Lagen in Radebeul stammte.
Der erste Wein des Weinguts Rothes Gut Meißen war eine Piwi-Sorte, nämlich Helios, die schon 1973 in Freiburg aus den drei Sorten Merzling, Seyve-Villard 12-481 und Müller-Thurgau gezüchtet worden war. Ein Blick auf die Detailangaben zum Wein bestätigte die Vermutung eines Vereinsmitglieds, dass der Wein chaptalisiert worden war, d. h., ihm war vor der Vergärung Zucker zugesetzt worden, um den Alkoholgehalt zu erhöhen. Dieses Vorgehen ist bei Weinen, die nicht mit den klassischen deutschen Qualitätsstufen QbA, Kabinett, Spätlese, Auslese bezeichnet werden, vollkommen legal, und ist beispielsweise auch in Burgund verbreitet. Das Weingut wurde erst 2010 gegründet und bewirtschaftet inzwischen beachtliche 20 Hektar. Sein zweiter Wein war ein wohlschmeckender klassischer Grauburgunder.
Vom dritten Weingut, Schloss Proschwitz, gab es eine Cuvée aus Weißburgunder, Grauburgunder und Riesling, die den Namen Clemens trägt, und einen Erste-Lage-Riesling. Dieses aktuell älteste privat bewirtschaftete Weingut in Sachsen, das bis zur Säkularisierung im Kirchenbesitz war und vor allem Messwein erzeugte, wurde ab 1990 durch Rückkäufe der früheren Besitzerfamilie, des Prinzen zur Lippe, wieder auf rund 70 Hektar vergrößert. Seit 1996 gehört es dem VDP an.
Verkostete Weine
Sekt Homage 1836 extra trocken Schloss Wackerbarth | |
2024 | Meißner Ratsweinberg Helios Rothes Gut Meißen |
2023 | Cuveé Clemens Schloss Proschwitz |
2023 | Weissburgunder Schloss Wackerbarth |
2023 | Meißner Ratsweinberg, Grauburgunder Rothes Gut Meißen |
2023 | Seußlitzer Closterberg, Riesling Erste Lage Schloss Proschwitz |