Vom Hobby-Sekterzeuger zum überzeugten Bio-Winzer

Michael Andres begeisterte bei der Weingilde

„Ich will im Keller nichts am Wein korrigieren müssen. Der Fokus liegt darum auf der Arbeit im Weinberg.“ – Mit diesem Motto lässt sich zusammenfassen, wie Michael Andres aus Ruppertsberg den Beruf des Winzers versteht. Die Weine, die dabei entstehen, kamen beim Novembertreffen der Weinheimer Weingilde ausgezeichnet an, und die Schilderungen und Erläuterungen, die die Verkostung begleiteten, bekamen selbst nach mehreren verkosteten Weinen noch die volle Aufmerksamkeit der Weinfreunde.

Andres erzählte, dass er nach seinem Weinbaustudium erst anfing, mit einem Kommilitonen Sekt herzustellen, um rasch festzustellen, dass sie nur zu Sekten kommen werden, die ihren Vorstellungen entsprechen, wenn sie alle Schritte selbst in die Hand nehmen. Also begann er auf einem Stück der elterlichen Weinlagen, von denen bis dahin alles an die Genossenschaft ging, Trauben für die Herstellung der Sektgrundweine zu erzeugen. Auch heute ist ein Standbein des Betriebs die Sektherstellung in all ihren Schritten. Als zweites Standbein kam ab Mitte der 1990er Jahre die Produktion von Weinen dazu, wobei man schon 2006 auf biologische Verfahren wechselte und seit 2010 biodynamisch gearbeitet wird.

Überrascht waren die Besucher von der Information, dass bei Andres alle Weine spontanvergoren werden und trotzdem immer voll durchgären, was laut vielen anderen Winzern nicht garantiert ist. Er erklärte, dass dafür lebendige Böden nötig sind, auf denen die Rebstöcke stressfrei gedeihen können, und dass sie dank Biodynamik solche Böden haben. Diese Rahmenbedingungen führen auch dazu, dass selbst die vollkommen zuckerfreien Rieslingweine keine hohen Säurewerte aufweisen und einen perfekt harmonischen Eindruck hinterlassen. Ein weiteres Prinzip bei Andres ist, dass er einen Teil seine Weine möglichst unfiltriert abfüllt, weil das Filtrieren dem Wein auch wichtige Geschmacksträger entzieht.

Begonnen wurde die Probe mit einem Muskateller, der dank früher Lese nur 11 Volumenprozent Alkohol, eine dezente, eher kräutige Aromatik und noch genug Säure hatte, um nicht beliebig zu wirken. Die Rebsorte hatte Andres in seinen Wanderjahren bei der Lese in der Südpfalz entdeckt. Damals faszinierte ihn das Aroma während der Pressung so, dass er die Rebsorte sofort bei sich anpflanzte.

Der nächste Wein war ein Auxerrois, eine recht seltene Rebsorte. Die Andres-Tochter Elena konnte schon im Alter von 4 Jahren – zur Verwunderung vieler Kunden – den Namen dieser Rebsorte richtig aussprechen. Heute ist sie mit 26 Jahren seit zwei Jahren als zweite Generation im Weingut tätig. Bis Michael Andres mit diesen Weinen glücklich war, dauerte einige Jahre. In der Anfangszeit vermarktete er den Auxerrois ausschließlich als Cuvée mit Chardonnay, doch inzwischen sind die Rebstöcke über dreißig Jahre alt, und nun liefern sie Trauben, aus denen Andres Auxerrois-Weine macht, die sehr gut für sich stehen können. Die Auxerrois-Chardonnay-Cuvée blieb aber dennoch im Sortiment, denn sie hat ihre großen Fans.

Mit drei Riesling-Lagenweinen von 2022 wurde anschließend DIE deutsche Weißweinsorte gewürdigt. Zwei Weine stammten vom Ruppertsberger Reiterpfad, einer von der Deidesheimer Leinhöhle. Der erste Wein war filtriert worden, der zweite dagegen, der von Trauben einer einzigen Gemarkung im Ruppertsberger Reiterpfad kam, dem Hochseel, hatte einen spontanen biologischen Säureabbau durchlaufen, weshalb er nicht mehr filtriert werden musste. Er war im Holzfass ausgebaut und unterschied sich so in seiner Aromatik stark vom Vorgängerwein. Der dritte Riesling stammte von einer der wärmsten Lagen in Deidesheim und hatte wegen der anderen Bodenzusammensetzung eine deutlich andere Aromatik.

Den Schluss bildeten zwei Burgunderweine: ein Grauburgunder und ein Chardonnay. Der Grauburgunder war viel charaktervoller als im Allgemeinen üblich, und zum Chardonnay erzählte Andres, dass er in der Pfalz erst seit 1990 zugelassen ist, dass sie ihn 1992 gepflanzt haben und dass er ähnlich wie der Riesling besonders gut die Lagencharakteristika widerspiegeln kann. Um sein wahres Potenzial zu zeigen, bräuchte er aber noch etwas Zeit, da er erst vor kurzem auf Flaschen gefüllt wurde.

Zum Schluss noch ein paar Schlaglichter auf weitere Informationen von Michael Andres: Er steht auf Pflanzgut mit niedrigen Erträgen – das kommt aus Frankreich –, denn dann muss man keine Grünlese oder ähnliche Maßnahmen ergreifen, die die Wachstums- und Reifeentwicklung negativ beeinflussen; er exportiert rund 20%, vorwiegend nach Skandinavien, das ausschließlich an Bioweinen interessiert ist; er erntet seine Trauben mit maximal 90°Oechsle, damit der Alkoholgehalt nicht zu hoch und der Säuregehalt nicht zu niedrig ist. Da dank Handlese nur gesunde Trauben in den Keller kommen, kommt er bei seinen Weinen mit wenig Schwefel aus. Der Jahrgang 2025 ist der erste, bei dem er seine Lagenweine komplett im Holzfass ausbaut.

Obergildemeister Siegfried Weber dankte Michael Andres für seinen Besuch, die ausgezeichneten Weine und die vielen neuen Erkenntnisse, die er vermittelte, und die Weinfreunde verabschiedeten ihn mit großem Applaus.

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Verkostete Weine

2023Muskateller
QbA trocken
2024Auxerrois
Qualitätswein trocken
2022Ruppertsberger Reiterpfad
Riesling QbA trocken
2022Ruppertsberger Reiterpfad N
Hochseel Riesling QbA trocken
2022Deidesheimer Leinhöhle N
Riesling QbA trocken
2024Grauburgunder N
Landwein trocken
2024Chardonnay N
Landwein trocken