Ein Weinheimer Portwein-Fan präsentierte „sein“ Getränk bei der Weingilde

Im Januar 2023 war Martin Albert zum ersten Mal bei der Weinheimer Weingilde. Damals stellte er „normale“ portugiesische Weine vor, wobei er schon zwei Portweine in die Probe einfügte. Danach schlug er vor, doch mal einen Abend ganz diesen Spezialweinen zu widmen. Im Dezember 2025 war es dann so weit.

Wie bei allen Treffen gab es nicht nur etwas zu trinken, sondern auch etwas zu lernen. Beispiele gefällig?

  • Den Namen Portwein dürfen nur aufgespritete Weine aus Trauben tragen, die in dem hinter einer Bergkette liegenden Teil des Douro-Tals (Alto Douro) gewachsen sind, und diese Regel gilt seit 1756, womit diese Region die älteste mit einer definierten Herkunftsbezeichnung ist; seit 2001 darf sich das Douro-Tal mit dem Titel Weltkulturerbe schmücken.
  • Alto Douro ist wegen der vorgelagerten Bergkette recht regenarm und wird immer heißer, je weiter man nach Osten kommt.
  • Das Tal erinnert an das Moseltal und hat sehr schieferhaltige Böden.
  • Die meisten dort angebauten Rebsorten sind autochthon, sprich in dieser Region heimisch, und werden oft im gemischten Satz angebaut.
  • Die bestockte Fläche beträgt etwa 25000 Hektar, und maximal sind sogar 50000 Hektar möglich.
  • Für die Herstellung von weißen wie von roten Portweinen stehen etwa 100 Rebsorten zur Verfügung, bei den roten müssen allerdings vier Sorten auf jeden Fall verwendet werden: Touriga Nacional, Touriga Franca, Tinta Roriz und Tinta Barroco.
  • Die Winzer brachten ab dem 18. Jahrhundert ihre Weine in einer zweiwöchigen Fahrt auf dem Douro zu Zwischenhändlern, die sich bei Porto am linken Douro-Ufer (in der Vila Nova de Gaia) angesiedelt hatten und das Lagern der Fässer sowie den Transport – vor allem nach Großbritannien – organisierten, was ihnen den größten Wertschöpfungsanteil einbrachte, woran die Namen der meisten Portwein-Marken noch heute erinnern.
  • Die Trauben werden meist per Hand in 25-kg-Behälter gelesen, und das Pressen in Granitbecken passiert oft noch mit den Füßen, um möglichst wenige Tannine in den Most zu bekommen.
  • Die Gäste sollten auch schätzen, wie hoch der jährliche Pro-Kopf -Verbrauch in Deutschland ist. Das Ergebnis sorgte für Verblüffung: nur etwa 0,1 Liter.

Eröffnet wurde der Abend mit einem Aperitif, einem Port Tonic, für den der Gin durch einen dry White Burmester ersetzt wird. Dieser Portwein ist mit einem Zuckergehalt von 40 Gramm im Liter „extra trocken“, was bei „normalen“ Weinen einen deutlich lieblichen Wein kennzeichnen würde (die Untergrenze ist hier 18 Gramm Zucker im Liter). Der Cocktail schmeckte sehr erfrischend und ist mit Sicherheit eine gute Alternative zum klassischen Gin Tonic. Der erst pure Portwein mit dem Namen Croft pink Port war ein Rosé, wie es sie erst seit etwa 25 Jahren gibt. Diese Portweine sind besonders süß und nicht als lagerfähig konzipiert. Ihm folgte ein zehn Jahre alter White Kopke. Hier waren die typischen Portweinmerkmale deutlich zu erkennen. Verkostet wurde dieser Portwein – unüblich in der Weingilde – nicht nur mit Brot als Begleitung, sondern es gab dazu auch Salzmandeln, die enorm gut mit ihm harmonierten.

Bei der vierten Probe, einem Dow’s LBV von 2018, ging Martin Albert etwas auf die Herstellung von Portweinen ein: Die Grundweine werden mit Alkohol, der aus einfachen französischen oder portugiesischen Weinen destilliert wird, auf etwa 20 Volumenprozent eingestellt und lagern in der Regel mehrere Jahre in großen gebrauchten Holzfässern, bevor sie in Flaschen gefüllt werden, in denen sie nochmals lagern. Wenn die Fasslagerzeit weniger als drei Jahre beträgt, heißen die Portweine Ruby (bei sofortiger Abfüllung), Crusted (leichtes Nachreifen in der Flasche) oder Vintage (zehn bis mehr als sechzig Jahre Nachreifen). Ihnen gemeinsam ist, dass sie nach dem Öffnen schnell altern. Bei einer Fasslagerzeit zwischen drei und zehn Jahren spricht man von Tawny (bedeutet lohfarben; bei sofortiger Abfüllung), LBV (late bottled vintage; Lagerzeit zwischen vier und sechs Jahren und leichtes Nachreifen) oder Garafeira (langes Nachreifen). Portweine, die noch länger im Fass reifen, werden Old Tawny oder Colheita genannt. Albert selbst bevorzugt Vintage- und Colheita-Weine und nennt LBV-Weine seine Spaßweine. Ein Merkmal der Colheita-Weine ist, dass es sich zwar wie üblich um eine Cuvée handelt, aber dass es Jahrgangsweine sind.

Auch die fünfte Probe war ein LBV-Wein, diesmal von 2017, einem sehr guten Portwein-Jahr; er stammte vom eher kleinen Betrieb Conceito (nur 85 Hektar) und wies ein tolles Beerenaroma auf.

Zum Schluss präsentierten sich reife Portweine: ein Warre 20y old Tawny, dem eine Lindt-Schokolade Orange Intense zur Seite gestellt wurde – eine überzeugende Kombination –, und ein Kopke Colheita von 1979, der erst 2023 auf die Flasche gefüllt worden war. Bei diesem exzellenten Port kam man dann mit 133 €allerdings auch in eher unvertraute Preisregionen. Mit einem herzlichen Dank an den Referenten beendete Obergildemeister Siegfried Weber den genuss- und lehrreichen Abend.

Bei Interesse am Kauf von Portweinen kann Martin Albert über diese E-Mail-Adresse kontaktiert werden: .

Verkostete Weine

ohne JahrgangPort Tonic (White Burmester)
ohne JahrgangCroft pink Port
Quinta and Vineyard Bottlers
ohne JahrgangWhite Kopke 10y old
Sogevinus
2018Dow´s LBV, Symington
2017Conceito LBV
ohne JahrgangWarre 20y old Tawny, Symington
1979Kopke Colheita, Sogevinus
abgefüllt 2023