Garagenweine der Sonderklasse: Katrin Wind aus der Südpfalz

Im Dezember durfte sich die Weinheimer Weingilde an Weinen des jungen, in Arzheim liegenden Weinguts Katrin Wind erfreuen – es gab fünf Weißweine (zwei Weißburgunder und drei Rieslinge) und zwei Rotweine (einen Früh- und einen Spätburgunder), die ausgezeichnet die mit folgenden Schlagworten zu beschreibende Stilrichtung des Weinguts repräsentierten: trocken (weniger als 5 Gramm pro Liter Restzucker), nicht zu alkoholreich (maximal 12,5 Vol.-%), erheblich ertragsreduziert, weitgehend handgelesen, möglichst spontanvergoren, jahrgangstypisch und meist unfiltriert abgefüllt.

Die Probe begann mit zwei Weißburgunder, einem Guts- und einem Ortswein. Letzterer stammte von der Arzheimer Kalmit, deren Alleinstellungsmerkmal ein Boden aus Landschneckenkalk ist. Katrin Wind ist sehr stolz darauf, dass sie inzwischen einige Filetstücke dieser Lage bewirtschaftet, und so kamen vier der verkosteten Weine aus dieser Lage, einer davon sogar aus dem seit 2011 als „Große Lage“ bezeichneten Teil.

Zur Geschichte des Weinguts erfuhren die Besucher, dass die Großeltern mütterlicherseits eine klassische Pfälzer Gemischtlandwirtschaft betrieben und der Vater dann den Weinanbau als „Feierabendwinzer“ weiterführte, wobei die meisten Trauben bei der Winzergenossenschaft abgeliefert wurden. Katrin Wind selbst wollte eigentlich etwas im Bereich Weinmarketing machen, doch ein Vorpraktikum vor dem Beginn des Studiums 2009 in Geisenheim ließ sie erkennen, dass das Weinmachen sie viel mehr interessierte. Um zu Hause ihr Ziel zu erreichen, musste dann aber einiges geändert werden – die Gerätschaften mussten angeschafft, Rebflächen dazugekauft oder gepachtet und der Rebsortenspiegel ausgedünnt und verändert werden. Die damit verbundenen Investitionen bedeuteten einen trotz der elterlichen Unterstützung nicht einfachen Start, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel das Anlegen von einem Hektar Jungfeld etwa 50000 Euro erfordert. Aktuell ist der Betrieb zudem auf dem Weg zum zertifizierten Bioweingut, was auch viele Änderungen der Arbeitsweise mit sich bringt.

Die Rieslinge boten zusätzlich die Gelegenheit, den Einfluss des Wetters zu studieren, denn es gab einen von 2022 und zwei von 2021, das bekanntlich deutlich kühler und nässer war als 2022, was sich in merklichen Unterschieden in Säurestruktur und Aromatik widerspiegelte.

Zum Frühburgunder hieß es, diese zufällig entstandene Spätburgunder-Mutation werde immer weniger angebaut, weil sie wegen ihrer dünnen Schale viel leichter durch Wespen und Kirschessigfliegen geschädigt wird, doch in der Wind-Familie will man ihr treu bleiben, auch wenn in den letzten drei Jahren zweimal das Lesegut nur die Erzeugung eines Roséweins erlaubte. Der Abschlusswein, ein Spätburgunder von 2020, war erst der zweite Jahrgang, der als Rotwein ausgebaut wurde, denn dafür wollte Katrin Wind nur Trauben von einer tollen Spätburgunderlage verwenden, und die musste erst in ihren Besitz kommen. 2020 machte sie aus den gelesenen Trauben von ganzen 7500 Stöcken mit einem Ertrag von nur 2500 Liter pro Hektar zwei Arten von Wein, von denen der Arzheimer Spätburgunder vom Landschneckenkalk verkostet wurde. Mit einem Blumenstrauß, reichlich Applaus und den besten Wünschen für die Zukunft wurde die Winzerin verabschiedet.

Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.

Verkostete Weine

2022Weißer Burgunder trocken
2022Weißer Burgunder vom Landschneckenkalk
2022NACKTERiesling
2021Riesling vom Landschneckenkalk
2021Riesling KALMIT Kapellenstück
2020Frühburgunder trocken
2020Spätburgunder vom Landschneckenkalk