Mit vollem Einsatz auf dem Weg nach oben

Zum Novembertreffen der Weinheimer Weingilde kam Philipp Seeger aus Bad Dürkheim mit sieben Weinen, die die Philosophie des Betriebs, den er zusammen mit Sven Ohlinger führt, illustrieren sollten. Am Schluss des Abends war klar: Von diesem Weingut ist noch viel zu erwarten.

Eröffnet wurde der Abend mit einem Auxerrois, der von rund 20 Jahre alten Reben in einem gepachteten Weinberg stammte. Gepachtete Weinberge ist übrigens Standard bei Seeger und Ohlinger, weil sie sich erst 2018 als Winzer selbstständig gemacht hatten und beide nicht aus Winzerfamilien stammen. Sie kauften das Weingut Nickels-Dambach, doch die zugehörigen Weinberge nahmen sie nur zur Pacht. Kennengelernt hatten sie sich beim Weingut Knipser, wo sie ausgebildet wurden und auch noch einige Jahre arbeiteten. 2010 bekam Sven Ohlinger von seinem Vater etwa ¼ Hektar Weinberg zur Verfügung gestellt, und dort fingen sie an, als Hobby eigene Ideen im Weinbau umzusetzen. Die erste Rebsorte, die sie ausbauten – noch im Weingut Knipser –, war 2012 ein Chardonnay. Als immer mehr Sorten dazu kamen und die Nachfrage nach ihren Weinen stieg, kam der Moment, in dem das Hobby nicht mehr neben der Arbeit machbar war, und zum Glück suchte das Weingut Nickels-Dambach einen Käufer, und nach 1½ Jahren war es so weit: Aus Nickels-Dambach wurde SOPS Dambach, und die gesamte bewirtschaftete Rebfläche sind 8 Hektar, von denen knapp 6 Hektar in Bad Dürkheim liegen.

Zum Auxerrois meinte Seeger, dass er mehr Würze und Spannung aufweise als ein Weißburgunder, aber seine Säurestruktur sehr leicht verliere, wenn die Trauben zu lange am Stock bleiben. Der nächste Wein war der erste von drei Rieslingen; er gehörte zur Basis-Schiene, bei der die Weine im Edelstahltank und mit Reinzuchthefen erzeugt werden und die unter dem Namen „Fundament“ zusammengefasst wird. Die Trauben für den Riesling stammten aus der Vorlese in den beiden besten Rieslinglagen des Weinguts in Bad Dürkheim.

Ihm folgten drei Weine der „Handwerk“-Schiene: ein Riesling „vom Kalk“ aus dem Großkarlbacher Burgweg, einer Großes-Gewächs-Lage, eine Cuvée aus drei Burgundersorten („Trigund“) und ein Chardonnay. Der Riesling vom Kalk ist wegen der sehr tiefgründigen und kräftigen Böden und des etwas kühleren Klimas mineralischer, lebendiger und würziger als der erste Riesling und profitiert von längerer Lagerung.

Die drei Burgundersorten, die zum Trigund vereint werden, sind Chardonnay (ca. 70%), Weißburgunder und Grauburgunder. Diese Weine bauen Ohlinger und Seeger in gebrauchten Barrique-Fässern aus und füllen sie meist erst im Juni ab. Ihnen macht der Ausbau im Holz viel Spaß, und sie schätzen daran, dass die Weine lagerfähiger werden und dass dort die Gärung auch mal über 20°C steigen kann, was die Primäraromen verschwinden lässt, so dass die langfristigen Merkmale eines Weins früh erkennbar werden. Die Cuvée sei im Übrigen in der Gastronomie sehr beliebt, fügte Seeger an.

Mit einem Chardonnay von 2018 schloss Seeger diesen Teil ab. Er erinnerte daran, dass das die Rebsorte ist, mit der alles angefangen hatte, und hob hervor, dass der Weinberg, auf dem die Reben stehen, noch nie einen Vollernter gesehen habe, was für die Bodenbeschaffenheit toll sei, und dass sie immer eine „grüne Lese“ vornehmen, d.h., entweder einen Teil der Trauben halbieren oder die Traubenzahl reduzieren. Vergoren wird der Most nach einer vom Säuregehalt abhängigen Maischestandzeit spontan in Barrique-Fässern, wobei nicht einmal ein Gärstopp, z.B. weil es zu kalt wurde, stört. In einem solchen Fall muss nur bis zum Wiederanspringen der Gärung darauf geachtet werden, dass die Fässer immer ganz voll sind.

Der letzte Weißwein war ein Burgweg Riesling von 2019. Er stammte von der gleichen Lage wie der Riesling vom Kalk, sein „kleiner Bruder“, kommt zu 100% aus alten Holzfässern und zeigt wunderschöne Honigfenster im Glas. Von diesem Wein werden im Jahr nur etwa 600 Flaschen abgefüllt.

Abgeschlossen wurde der Abend mit der Top-Rotweinsorte Deutschlands, einer Spätburgunder Reserve von 2018. Den Spätburgunder sieht Seeger als mindestens so wichtig wie Syrah und Cabernet Franc. Sie haben von dieser sehr anspruchsvollen Rebsorte unterschiedliches Pflanzgut im Weinberg, dessen Trauben sie dann versuchen so zu kombinieren, dass jede ihre Stärken ausspielen kann. Die Trauben für diesen Reserve-Wein kamen aus einer Lage in Bissersheim und wurden per Hand gelesen, und der Ausbau erfolgte nach einer zwei- bis vierwöchigen Maischegärung in Barrique-Fässern. 2018 war ein Topjahr und lieferte einen weichen, aber straffes Tannin aufweisenden Wein. Rotweine sollte man übrigens laut Seeger immer erst etwas liegen lassen, bevor man sie trinkt. Deshalb kommen ihre Reserve-Weine auch erst mehrere Jahre nach der Lese in den Verkauf. Damit ging ein äußerst lebendiger und genussreicher Abend zu Ende.

Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.

Verkostete Weine

2021Auxerrois, Qualitätswein trocken
2021Dürkheimer Riesling, Qualitätswein trocken
2021Riesling „vom Kalk“, Qualitätswein trocken
2020Cuvée Trigund, trocken
2018Chardonnay, trocken
2019Burgweg Riesling, trocken
2018Spätburgunder Reserve, trocken

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