Italienische Weine, die es nicht überall gibt, waren das Thema beim Oktobertreffen der Weingilde

Da es im Oktober sehr schwierig ist, Winzer zu überreden, ihre Keller zu verlassen, um nach Weinheim zu kommen, stand beim letzten Treffen kein externer Referent vor den Gästen, sondern der Gildemeister Jens Zepp führte unter dem Motto „Spannendes Italien“ durch eine Sechserprobe mit Weinen aus mehreren italienischen Regionen, die alle aus Rebsorten erzeugt wurden, die es nur in Italien gibt. Italien ist neben Portugal wohl das Weinland mit den meisten autochtonen Rebsorten – etwa 400 wurden identifiziert, und bei den meisten liegen die Ursprünge in Griechenland, schließlich waren in der Antike die Griechen auf dem italienischen Stiefel quasi zuhause.

Die vermutlich größte Überraschung waren die beiden Weißweine, die den Abend eröffneten: beide aus Kampanien, der Gegend um Neapel, also einem ziemlich südlichen, aber mit einem feinen Säurespiel, wie man es sonst eigentlich nur von nördlicheren Weinen kennt. Beide ließen selbstverständlich den Einfluss des vulkanischen Bodens, auf dem die Reben standen, erkennen. Beim ersten, aus der Sorte Fiano, erzählte Jens Zepp, dass der Most ein paar Stunden auf der Maische gestanden hatte, bevor er eine Spontanvergärung in Edelstahltanks durchlief, beim zweiten, dessen Rebsorte Greco bianco auch für die Erzeugung von Spumanti genutzt wird, dass die Trauben spät reifen, dabei aber nicht zu zuckerreich werden und kaum einen Säureabbau erleben, also eigentlich ideal für den Klimawandel sind.

Als Übergang zu drei Rotweinen gab es einen Rosé aus der Rebsorte Negro Amaro. Er stammte aus Apulien, wo vor etwa 3000 Jahren die ersten Rebstöcke gesetzt worden waren und das heute der Hauptlieferant für die Grundweine gängiger deutscher Sekte ist. Der „knochentrockene“ Wein war mit 12 Volumenprozent Alkohol erstaunlich leicht, damit aber auch sehr fein im Geschmack.

Mit einem Gaglioppo aus Kalabrien begann der Rotweinteil. Das Hauptmerkmal dieser Rebsorte ist ein hoher Gerbstoffgehalt. Obwohl fünf Jahre seit der Ernte vergangen sind, war dieser im Mund noch deutlich zu spüren war. Danach folgte ein Cesanese aus Latium, dem Umland von Rom. Der verkostete Wein lagerte acht Tage in Amphoren auf der Maische und blieb weitere neun Monate in den Amphoren, nachdem er von Stängeln und anderen Feststoffen getrennt worden war. Vor dem Abfüllen wurde er weder filtriert noch geschönt. Das Ergebnis war sehr ansprechend. Der letzte Wein kam aus einem der jüngsten Weinanbaugebiete Italiens, der Maremma, deren Markenzeichen eigentlich die Maremmana-Rinder sind. Nach dem Trockenlegen der Sümpfe um Grosseto wurden vor allem französische Rebsorten angepflanzt, doch für die Weingilde gab es einen Wein aus der Rebsorte Ciliegiolo, was so viel wie kleine Kirsche heißt. Bei diesem Spitzenwein des Weinguts war entsprechend ein leichter Marmeladeton nicht zu leugnen. Der Abend fand allgemeinen Anklang, gerade wegen der vielen neuen Rebsorten, die man kennenlernen durfte.

Verkostete Weine

2020Campania FIANO IGP
„Paone“
2019GRECO DI TUFO DOP
„Torrefavale“
2021ROSATO Salento IGP
„Rosa dei Cuturi”
2018CIRO
Rosso Classico Sup. DOC
2019CESANESE DEL PIGLIO DOG
„Primi Cinque”
2019CILIEGIOLO IGT
Rosso Maremma Toscana

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